Forschung wird zu Hörpflege

Seit mehr als 100 Jahren passen wir Hörsysteme auf der Grundlage des Reintonaudiogramms an. Zum Verstehen gehört jedoch mehr als nur die Fähigkeit, leise Töne zu hören. Mit dem Audible Contrast Threshold (ACT™)-Test können wir endlich über das Audiogramm hinausgehen und die größte Herausforderung für Menschen mit Hörverlust angehen: das Verstehen von Sprache in lärmvoller Umgebung.

2013-2016

Die Forschung beginnt: Die Erkennung der spektro-temporalen Modulation (STM) kann die Leistung von Sprache-im-Störgeräusch vorhersagen

Die ACT-Forschung kam Anfang der 2010er Jahre in Schwung, als Untersuchungen starke Korrelationen zwischen Messungen der spektro-temporalen Modulation (STM) und von Sprache-im-Störgeräusch zeigten.
Quadratische Korrelationen zwischen einer Sprache-im-Störgeräusch-Messung und verschiedenen Varianten des STM-Tests. Bernstein et al. (2013).

Dies war ein Durchbruch, nachdem man jahrzehntelang nach einem einfachen Diagnosetest zur Vorhersage der Sprache-im-Störgeräusch-Leistung gesucht hatte. Als diese frühe ACT-Version in einer klinischen Population in Schweden erprobt wurde, stellte sich jedoch heraus, dass ein Drittel der Teilnehmer den Test nicht beenden konnte: Er war zu schwierig für sie.

Deshalb beschloss Interacoustics, sich auf diese Forschungsreise zu begeben und die eigene Interacoustics Research Unit sowie andere Partner einzubeziehen. Daraufhin wurde sieben Jahre lang geforscht, um das volle Potenzial des STM-Tests auszuschöpfen, was schließlich zu ACT führte.


2016-2017

Notwendige Teständerungen

Der erste Schritt in Richtung eines validen diagnostischen ACT-Tests ist getan, da die Forschung in der IRU den oben erwähnten „Deckeneffekt“ behebt, also die Tatsache, dass ein Drittel der Teilnehmer der schwedischen Studie den ursprünglichen STM-Test nicht abschließen konnte. Es wurden mehrere Änderungen am Test vorgenommen, um ihn einfacher zu gestalten. Ein wichtiger Beitrag war die Einführung einer ohr- und frequenzspezifischen Kompensation des Hörverlusts auf Grundlage des individuellen Reintonaudiogramms. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass der ACT-Stimulus im gesamten Frequenzbereich vollständig hörbar ist.

Durch die kombinierte Wirkung der Teständerungen konnten alle Studienteilnehmer korrekte Schwellenwerte ermitteln, und wir fanden auch heraus, dass die starke Beziehung zwischen dem frühen ACT und der Sprache-im-Störgeräusch-Leistung intakt war. Schließlich erweiterten wir die Sprache-im-Störgeräusch-Tests mit einem „ökologisch valideren“ Testaufbau, der die Beziehung zwischen ACT und Sprache-im-Störgeräusch weiter verstärkte.

Ökologisch valider Aufbau, der eine reale Sprache-im-Störgeräusch-Umgebung darstellt.

2017-2019

Forschungsstudie mit 30 Hörsystemträgern

Die nächste Studie, die in der IRU durchgeführt wurde, war ein Experiment in Dänemark, bei dem 30 Hörsystemträger einem Test mit der frühen ACT-Version und einem ökologisch validen Sprache-im-Störgeräusch-Test unterzogen wurden. Die Ergebnisse bestätigten einmal mehr die enge Beziehung zwischen ACT und Sprache-im-Störgeräusch.
Die Beziehung zwischen Reintonaudiometrie (PTA) und Speech Reception Threshold (Spracherkennungsschwelle, SRT), STM-Schwellenwert („früher ACT“) und SRT sowie PTA+STM und SRT bei 30 Hörsystemträgern. Für die STR-Messung erhielten die Teilnehmer Oticon Opn-Hörsysteme, bei denen alle Unterstützungsfunktionen für geräuschvolle Umgebungen ausgeschaltet waren.

Anschließend wurden die Studienteilnehmer in ihren Alltag geschickt, um zwei Hörsystemeinstellungen der Unterstützungsfunktionen in geräuschvoller Umgebung zu testen. Dies war die erste Untersuchung, wie ACT bei der Hörsystemanpassung genutzt werden könnte. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass „ein klinischer Test, der die STM-Erkennungsempfindlichkeit [ACT] bewertet, für die Vorgabe von Einstellungen zur Störschallunterdrückung bei der Hörsystemanpassung nützlich sein könnte.“


2019-2021

Vom Forschungsinstrument zum validen diagnostischen Test

In einer abschließenden Untersuchungsreihe an der Interacoustics Research Unit wurde das frühe ACT-Forschungsinstrument in die klinische Version des ACT-Tests umgewandelt: Der erste sprachunabhängige, diagnostische Test, der die Fähigkeit für Sprache-im-Störgeräusch misst.

ACT „Tracking Trace“, wie es in der Affinity Suite angezeigt wird. Schwarze Punkte stehen für korrekt identifizierte Stimuli, weiße Punkte für nicht gehörte Stimuli, und die angekreuzten Symbole zeigen die drei „Schwellenwertkandidaten“, die das Hughson-Westlake-Kriterium (3 von 5) erfüllten.

2021-2023

Die wichtigsten klinischen Ergebnisse – Studien in Japan und Deutschland

In Deutschland und Japan durchgeführte Studien fügen neue Populationen mit unterschiedlichen Muttersprachen (Deutsch und Japanisch) hinzu. Diese Studien zeigen einmal mehr, dass ACT mit den Ergebnissen von unterstützten, ökologisch validen Sprache-im-Störgeräusch-Tests korreliert, und das sogar in verschiedenen klinischen Populationen von Hörsystemträgern mit unterschiedlichen Muttersprachen.

Die Beziehung zwischen ACT und SRT bei 100 Hörsystemträgern mit Oticon More-Hörsystemen, bei denen die Unterstützungsfunktion für geräuschvolle Umgebungen ausgeschaltet war.

2023

Entfesseln des vollen Potenzials

Interacoustics bringt ACT für sein Affinity Compact auf den Markt, sodass Hörakustiker das Problem des Verstehens in lärmvoller Umgebung lösen und ihre Probanden noch besser versorgen können.

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