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Sobald Sie ein Hörgerät anpassen, ist es wichtig, dass eine korrekte Einstellung und Arbeitsweise der Technik nachgewiesen wird und diese einen Mehrwert bietet. Daher ist es empfehlenswert, die individuelle Anpassung für jeden einzelnen Kunden messtechnisch zu belegen.
Schauen wir uns die Wichtigkeit eines solchen Nachweises an.
Die Form und Größe des Gehörgangs sind immer individuelle Faktoren bei jedem Kunden. Ein Gehörgang kann lang oder kurz sein, schmal oder breit. Das Alter hat einen weiteren großen Einfluss auf diese Gegebenheiten.
All diese Parameter wirken sich auf die Schallweiterleitung zum Trommelfell aus. Um herauszufinden, wie intensiv der Schall am Trommelfell anliegt, machen wir In-situ Messungen am Ohr, um die individuelle Verstärkung des Gehörgangs in der Anpassung zu berücksichtigen.
Viele Akustiker sehen In-situ Messungen noch immer kritisch, da ein großer zeitlicher Mehraufwand befürchtet wird. Diese Sorgen können berechtigt sein, insbesondere im Rahmen des audiologischen Fortschritts. Im Versorgungsablauf muss der Anpasser für jeden Kunden unter anderem folgende Schritte durchführen:
Wenn man diese Aufgaben um In-situ Messungen ergänzt, geht man von einem zusätzlichen Arbeitsaufwand für den einzelnen Akustiker aus. Jedoch haben Studien erwiesen, dass In-situ- und Verifizierungsmessungen den Terminaufwand für Kunden in der Regel deutlich reduzieren und Anpassungen schneller erfolgreich abgeschlossen werden.
Eine Studie aus dem Jahr 2011 von Kochkin [1] zeigt, dass Kunden 3,5-mal öfter zu Terminen erscheinen, wenn ausschließlich ein First Fit durchgeführt wird. Wenn man diesen um weitere Messungen und Feinanpassungen ergänzt, reduzieren sich zunehmend die benötigten Termine bis zu einer guten Trageeinstellung (Abbildung 1).
Durch die Verwendung von In-situ-Messungen sparen Sie nicht nur Zeit, sondern Sie steigern zusätzlich die Zufriedenheit Ihrer Kunden. Dies führt zu:
Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf letzteren Faktor legen, so wurde dies tatsächlich im Jahr 2016 von Amlani et al. Nachgewiesen [2].
Für die Studie hat man Kunden in verschiedene Käufergruppen unterteilt. Jene, die bereits versorgt sind und ihre Hörsysteme täglich nutzen, bereits versorgte Personen, die ihre Geräte unregelmäßig oder überhaupt nicht nutzen und Neukunden ohne Erfahrungen mit Hörsystemen.
Aus allen drei Gruppen wurden einige Probanden lediglich mit einem First Fit versorgt, während andere ergänzende REM-Messungen und Feineinstellungen in der Anpassphase bekommen haben.
In Abbildung 2 ist die Zahlungsbereitschaft der Probandengruppen für den erbrachten Versorgungsumfang dargestellt.
Was macht man nun mit den Kundengruppen, bei denen eine In-situ Messung nicht möglich ist (Tabelle 1)?
Kundengruppe | Wieso kann eine In-Situ Messung nicht stattfinden? |
Kinder | Schwierigkeiten ruhig und still zu bleiben |
Bewegungseinschränkungen | Probleme die Körperposition ausreichend lange und sicher zu halten |
Kontaktbeschränkungen | Ansteckungsgefahr bei direktem oder zu langem Kontakt (Virus-Erkrankung, etc.) |
Stark pflegebedürftig | Eine Anwesenheit des Kunden ist nicht umsetzbar bei der Anpassung |
Tabelle 1: Kundengruppen, bei denen In-situ Messung nur bedingt umsetzbar sind.
In diesen Situationen kommt die Real-Ear-to-Coupler-Difference, kurz RECD, ins Spiel. Diese Messung ermöglicht es, dass man Hörgeräte auch in Abwesenheit des Kunden optimal einstellen kann. Anstatt den Kunden immer wieder für eine In-situ Messung einzubestellen, können Sie im Vorfeld eine Messung am Kundenohr durchführen und anschließend die Geräte über den Kuppler in der Messbox auf Ziel programmieren.
Unter Verwendung des in Abbildung 3 gezeigten Equipments, möchten wir den Ablauf grob skizzieren. Im weiteren Verlauf des Artikels gehen wir tiefer ins Detail.
Wie in Abbildung 3 dargestellt, benötigt man einen 2ccm-Kuppler für die Simulation eines Ohres.
Zunächst beschallt man den Kuppler mit einem Stimulus und zeichnet die gemessenen Daten auf.
Im nächsten Schritt muss man die akustischen Eigenschaften des Ohres bestimmen. Unter Verwendung des gleichen Schallwandlers und RECD-Schlauchs messen Sie mittels Sondenmikrofon das Übertragungsverhalten des Ohres aus. Achten Sie darauf, dass für diese Messung der gleiche Stimulus verwendet wird.
Die RECD ergibt sich aus der Differenz der Coupler Response und der Real Ear Response.
Nun können Sie das Hörgerät mitsamt dem HA2-Adapter am Kuppler anschließen und auf die Zielkurven anpassen. Messen Sie dafür das akustische Übertragungsverhalten des Hörgeräts und verwenden dann die ermittelte RECD. Dadurch können Sie die individuellen Eigenschaften des Gehörgangs in der Anpassung berücksichtigen.
Lange Zeit standen für die Verwendung der RECD zwei verschiedene Wandler zur verfügung:
Fortschritte in der Forschung und Technik haben zur Entwicklung des SPL60 Wandlers geführt, womit wir Ihnen eine dritte Möglichkeit zur Anpassung mit der RECD bieten.
In Tabelle 2 wird aufgezeigt, welchen RECD-Wandler Sie für welche Konstellation verwenden sollten. Es ist wichtig, dass diese Empfehlungen im Vorfeld bekannt sind und berücksichtigt werden.
Schallwandler bei der Audiometrie | Wandler für die RECD | Kuppler-Adapter für die RECD |
Ohrpassstück | Ohrpassstück | HA2 (BTE) |
Schaumstoff-Stöpsel | Schaumstoff-Stöpsel | HA1 (non-BTE) |
Schaumstoff-Stöpsel | SPL60 Sonde | HA1 (non-BTE) |
Tabelle 2: Die Empfohlene Anbindung und der passende Kuppler-Adapter für die RECD, basierend auf der verwendeten Anbindung in der Tonaudiometrie.
Im folgenden Abschnitt finden Sie kurze Beispiele für jeden RECD-Wandler.
Im folgenden Video wird demonstriert, wie Sie eine RECD unter Verwendung einer Otoplastik ermitteln.
Hinweis: Das Video ist ohne Ton.
Im folgenden Video wird demonstriert, wie Sie eine RECD unter Verwendung eines Schaumstoff-Stöpsels ermitteln.
Hinweis: Das Video ist ohne Ton.
Im folgenden Video wird demonstriert, wie Sie eine RECD unter Verwendung eines SPL60-Adapters ermitteln.
Hinweis: Das Video ist ohne Ton.
Bis jetzt haben wir nur einen kurzen Einblick in die Messung mit dem SPL60-Adapter erhalten. Das nächste Video zeigt eine vollständige und detaillierte Ermittlung der RECD.
Eine Möglichkeit die RECD zu messen, involviert die Verwendung des SPL60-Adapters. Diese Alternative ist besonders praktisch, wenn das Ohrpassstück des Kunden nicht zur Hand ist, oder die Abdichtung keine ausreichenden Werte für eine In-situ Messung erreicht.
Der SPL60-Adapter verwendet zwei Schläuche, zum einen den standardisierten In-situ-Sondenschlauch, zum anderen den RECD-Sondenschlauch. Beide werden an die jeweiligen Mikrofoneingänge des REM-Headsets angeschlossen. Am anderen Ende laufen beide in einem Adapter zusammen, welcher mit Tympanometrie-Aufsätzen bestückt werden kann, um schalldicht am Kundenohr platziert zu werden.
Die Durchführung einer RECD-Messung mit dem SPL60-Adapter ähnelt der Verwendung des kundeneigenen Ohrpassstücks. Zunächst muss in der Software die Messung angewählt werden. In diesem Menü werden Informationen zur Anpassung hinterlegt und berücksichtigt, nachdem man mit „OK“ bestätigt.
Anschließend muss der SPL60-Adapter kalibriert werden. Der Ablauf ist anders als eine normale Sondenschlauchkalibrierung. Wird das Kalibriermenü gestartet, öffnet sich ein Fenster, in welchem man die verwendete RECD-Anbindung auswählt und die anschließende Anleitung befolgt, um die Kalibrierung korrekt durchzuführen.
Mit der erfolgreich durchgeführten Kalibrierung kann nun die RECD-Messung in zwei Schritten durchgeführt werden. Als erstes erfolgt die Messung der Kupplerresonanz, anschließend werden die Sondenschläuche mitsamt dem Adapter im Ohr platziert und die Gehörgangsresonanz ermittelt.
Für die Messung am Kuppler wird ein anderer Adapter benötigt, welcher einfach montiert wird. Anschließend positioniert man den Sondenschlauch in der Öffnung und startet aus der Affinity-Suite die Messung.
Nun sind auch die Kupplerwerte ermittelt und der SPL60-Adapter kann wieder entfernt werden. Jetzt wird ein passender Tympanometrie-Stöpsel gewählt und auf der Sondenspitze platziert, welche anschließend in den Gehörgang des Kunden eingeführt wird, um die Echtohr-Messung zu starten.
In diesem Fall wird das In-situ-Headset zusätzlich an das Kundenohr gebracht. Alternativ kann auch nur das Sondenmikrofon platziert werden, um die Handhabung einfacher zu gestalten. Anschließend startet man wieder die Messung in der Affinity Suite.
Auch hier werden die ermittelten Werte wieder getrennt angezeigt und beschriftet. Die RECD wird hervorgehoben und ist die Unterste der drei Kurven. Es empfiehlt sich, die Aufnahme der RECD kurz zu prüfen, um korrekte Werte sicherzustellen.
Die gemessenen Werte sollten zum größten Teil positiv sein. Relevant für die Anpassung sind die Werte bis einschließlich 8kHz.
Nachdem nun erfolgreich alle wichtigen Kenndaten für eine RECD-Anpassung ermittelt wurden, kann das Hörgerät am Kuppler mit dem empfohlenen Adapter angeschlossen werden, um die Voreinstellung und Feinanpassung in der Affinity-Suite verifizieren.
In diesem Fall wird der HA1-Adapter sowie die Otoplastik des Kunden verwendet und mit Typenreiniger fixiert. Einmal am Kuppler angeschlossen, wird das Setup so in der Messbox platziert und das Referenzmikrofon so nah wie möglich an das Hörgerät gesetzt. Nun muss nur noch die Messbox geschlossen und die Messung aus der Affinity Suite gestartet werden.
Nachdem nun die erfolgreiche REAR bei 65dB ermittelt wurde, können Einstellungen am Hörgerät vorgenommen und anschließend nochmals verifiziert werden. Die gleichen Schritte werden für Eingangspegel von 50dB und 80dB befolgt, sowie bei der Prüfung der MPO.
Ist die Anpassung erfolgreich, positioniert man die Hörsysteme am Kundenohr und fährt mit der subjektiven Verifizierung fort.
Bis jetzt haben wir die Grundlagen der RECD gelernt, welche Wandler und Anbindungen uns zur Verfügung stehen und auch eine umfassende Durchführung verfolgt, inklusive der Verifizierung der Hörgeräte. Schauen wir uns nun an, wie man diese Messungen bei Kindern erfolgreich durchführt.
Dafür betrachten wir das folgende Video, welches erneut eine vollständige RECD-Messung, inklusive Verifizierung der Hörsysteme zeigt.
Heute führe ich eine vollständige RECD-Anpassung an diesem 4-jährigen Mädchen durch. Sie wartet draußen im Wartebereich auf mich. Im Vorfeld möchte ich so viel wie möglich ohne das Mädchen erledigen, da sie vielleicht etwas lauter oder unruhig sein könnte im Raum, oder die Eltern einige Fragen stellen könnten. Daher ist eine bestmögliche Vorbereitung sinnvoll.
Im Vorfeld kann ich den SPL60-Adapter kalibrieren, welchen ich für die heutige RECD-Messung verwenden werde. Zudem kann ich die erste Kupplermessung durchführen. Anschließend müssen noch Messungen am Ohr des Mädchens gemacht werden.
Somit kann ich nun das Mädchen in den Raum bitten, die REM-Messung durchführen und anschließend die Anpassung des Hörgeräts am Kuppler durchführen. Dafür ist die Anwesenheit des Mädchens erneut nicht erforderlich und ich kann übermäßige Störgeräusche bei der Anpassung verhindern.
Das ist der SPL60-Adapter. Für die Kalibrierung platziert man die Sondenschlauchspitze zwischen den Markierungen, sodass die Öffnung am Mikrofon anliegt. Nun wird die Sonde vor einen Lautsprecher gehalten, während das Kalibriersignal abgespielt wird.
Nach durchgeführter Kalibrierung kann ich die Resonanzen des Kupplers bestimmen. Dafür muss dieses Teil im Kuppler platziert werden, anschließend kann die Messung beginnen. Die Affinity-Suite führt wieder durch die einzelnen Schritte mit Beispielbildern, für eine möglichst einfache Umsetzung der Kupplermessung bei der RECD.
Nun kann ich unsere Kundin dazuholen und die REM-Messung durchführen. Dafür probieren wir erstmal verschiedene Adapter für die Sondenspitze.
„Also Ivy, siehst du diesen kleinen blauen Pilz hier? Ich setze dir den mal an dein Ohr und anschließend wirst du ein lustiges Geräusch hören, okay? Es ist wichtig, dass du währenddessen so ruhig und leise wie möglich bist, wie beim Verstecken spielen. Hast du schon einmal Verstecken gespielt? Wunderbar, also wir machen das einmal im Stehen, okay? Also du bekommst den blauen Pilz ins Ohr und dann kommt das witzige Geräusch, das ganze dauert 1…2…3… und fertig, dann kommt auch alles wieder aus deinem Ohr raus. Bereit? Ich lege nur deine Haare etwas bei Seite. Fantastisch, das hast du super gemacht, gib mir ein High-Five!“
Nun kann ich das Hörgerät in der Messbox platzieren. Da die RECD mit der SPL60-Sonde gemessen wurde, muss das Hörgerät mitsamt der Otoplastik am HA1-Adapter angebunden werden. Dafür verwende ich Typenreiniger und kann danach alles am Kuppler anbringen.
Jetzt kann die Aided Response bei 65dB messen, was einer normalen Gesprächslautstärke entspricht und der Verifizierung der Hörgeräteeinstellung dient. Habe ich die Verstärkung für den Eingangsschalldruckpegel optimal eingestellt, kann ich die leisen Pegel bei 50dB und die lauten Pegel bei 80dB verifizieren. Zum Schluss wird noch die MPO geprüft, damit ich sicherstellen kann, dass das Hörsystem nicht zu laut wird.
Im folgenden Video sehen wir die RECD-Messung mitsamt der Kundenotoplastik. Die Verifizierung der Hörgeräte wird nicht thematisiert, da diese identisch zum Ablauf im vorherigen Video ist.
Heute führe ich eine vollständige RECD-Anpassung an diesem 4-jährigen Mädchen durch. Sie wartet draußen im Wartebereich auf mich. Im Vorfeld möchte ich so viel wie möglich ohne das Mädchen erledigen, da sie vielleicht etwas lauter oder unruhig sein könnte im Raum, oder die Eltern einige Fragen stellen könnten. Daher ist eine bestmögliche Vorbereitung sinnvoll.
Ohne das Kind kann ich im Vorfeld die Kalibrierung und Kupplermessung der RECD durchführen. Nachdem diese zwei Dinge erledigt sind, kann ich direkt mit der Messung am Ohr fortfahren. Während der Anpassung der Hörsysteme in der Messbox kann das Kind auch im Wartebereich platznehmen.
Heute habe ich die Otoplastik des Kindes zur Hand. Daher verwende ich den regulären Adapter und kann direkt beginnen. Das ist der Adapter für eine RECD-Messung. Dieser sollte in Verbindung mit Ohrpassstücken verwendet werden.
Als Erstes muss eine Kalibrierung durchgeführt werden. Dafür nehme ich den dünneren der beiden Schläuche und klemmen diesen an das Mikrofon, um das Ganze dann vor den Lautsprecher zu halten, während das Kalibriersignal läuft.
Damit ist dieser Schritt erledigt und ich kann mich dem Kuppler in der Messbox widmen. Dafür nehme ich den dickeren der beiden Schläuche und bringe diesen am Kuppler an.
Nun drücke ich „Start“ und schon ist die Ermittlung der Kupplerwerte abgeschlossen. Jetzt kann die Kundin dazu kommen und die RECD-Messung mitsamt ihrem Ohrpassstück beginnen.
Wenn Sie eine RECD-Messung durchführen, gibt es einige hilfreiche Tipps, Tricks und Ideen, um gute Ergebnisse zu erhalten. Außerdem gibt es verschiedene Arten die ermittelten Werte anzuwenden und zu analysieren.
Sowohl bei REM als auch RECD-Messungen ist die Positionierung der Sondenschläuche für viele der herausforderndste Teil der Messung. Verwendet man die SPL60 - Sonde, wird dieser Schritt vereinfacht, da das Sondenmikrofon so verbaut wurde, dass nur noch ein Teil im Ohr positioniert werden muss. Dadurch kann man schnell und unkompliziert sehr genaue Ergebnisse erzielen.
Sollte jedoch die Kundenotoplastik verwendet werden oder ein Schaumstoffstöpsel, ist die zusätzliche Verwendung der In-situ Sonden notwendig. Dadurch wird der Ablauf etwas schwieriger für ungeübte Anpasser, besonders wenn der Kunde nicht stillhalten kann oder sehr kleine Gehörgänge hat.
Zunächst ist es wichtig, dass man die Schläuche so markiert, dass man die perfekte Länge für den jeweiligen Gehörgang hat. Bei Messungen an Kindern empfiehlt es sich, den Sondenschlauch wenige Millimeter tiefer als die Otoplastik zu positionieren. Für eine optimale Bemessung der länge sollten die schwarzen Ringe auf den Schläuchen den Bedürfnissen entsprechend positioniert werden, um ein ergänzendes Längenmaß zu erhalten. Die SPL60-Sonde berücksichtigt diese Thematik bereits mit ihrem Design.
Wurde die benötigte Platzierungstiefe des Sondenschlauchs ermittelt und markiert, kann man diesen im nächsten Schritt in den Gehörgang einführen. Es gibt zwei Möglichkeiten dies zu machen, beide mit ihren Vor- und Nachteilen.
Zum einen kann man im ersten Schritt den Sondenschlauch im Gehörgang positionieren, gefolgt von der Otoplastik oder dem Schaumstoffstöpsel. Die meisten Anwender befolgen dieses Prinzip in ihrem Alltag bei REM-Messungen. Bei dieser Methode kann man den Sondenschlauch leicht positionieren und justieren, sofern notwendig.
Zum anderen kann man den Sondenschlauch vor der Positionierung an der Otoplastik oder dem Schaumstoffstöpsel fixieren, etwa mit einem dünnen Streifen Gewebeband. Hier muss darauf geachtet werden, dass der Schlauch in Position bleibt und beim Einführen ins Ohr nicht verrutscht, damit er korrekt anliegt für die Messung.
Durch die Anwendung der letzteren Methode muss man nur eine Komponente im Gehörgang positionieren. Jedoch sind im Vorfeld größere Vorbereitungen zu treffen und man kann den Sondenschlauch im Nachgang nicht so einfach umpositionieren.
Sobald Sie die Messung vollständig durchgeführt haben, wird ihnen die Software drei Kurven anzeigen:
Der RECD-Wert ist die Differenz aus den ersten beiden Messungen. Sobald Sie diese drei Ergebnisse ermittelt haben, können Sie mit der Anpassung in der Messbox beginnen.
Es ist wichtig, dass Sie die ermittelte RECD auch überprüfen und sicherstellen, dass die Ergebnisse verwendbar sind. Grundlegend sollte eine gute RECD über 0 liegen, also positive Werte aufweisen bis circa 8 kHz. Zusätzlich kann man die ermittelte RECD mit einer vorhergesagten Kurve vergleichen, welche auf Daten einer größeren Menge vermessener Probanden beruht.
Um diese Ansicht zu aktivieren, können Sie sich die vorhergesagte RECD für das Gegenohr anzeigen lassen und anschließend in die binaurale Ansicht wechseln. Dort werden die Kurven übereinandergelegt angezeigt (Abbildung 4).
So können wir einen guten Vergleich ziehen. Jedoch muss man mit individuellen Abweichungen rechnen, insbesondere bei pathologischen Befunden im Mittelohr oder Paukenröhrchen.
Der Goldstandard für eine gute RECD-Anpassung liegt in der unabhängigen Messung beider Ohren. Dies ist jedoch nicht immer möglich, z.B. weil es der Kunde nicht zulässt. Daher kann man die gemessene RECD für ein Ohr auf das andere Ohr übertragen und für die Anpassung verwenden. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass Anatomie und Beschaffenheit beider Ohren in etwa gleich ist und keine Erkrankungen vorliegen.
Um die Messung zu kopieren, klicken Sie einfach mit der rechten Maustaste auf die jeweilige Messung (hier links) und wählen „Messung zum rechten Ohr“ übertragen aus.
Sobald Sie nun für weitere Messungen auf das rechte Ohr wechseln, wird die RECD angezeigt, jedoch in blau. So wird signalisiert, auf welchem Ohr die Messung ursprünglich durchgeführt wurde. Anschließend können Sie wie gewohnt eine RECD-Anpassung durchführen.
Manchmal kann es vorkommen, dass man keine RECD ermitteln kann. Dies kann verschiedene Ursachen haben. Zum Beispiel könnte der Kunde nicht ausreichend Kooperativ sein bei der Messung (unruhig, laut, etc.), die Ohren sind verlegt oder es liegt eine Erkrankung vor am Tag des Termins.
In diesem Fall kann man eine vorhergesagte RECD verwenden. Diese aktiviert man für jedes Ohr separat unter dem Menüpunkt „vorhergesagte RECD anzeigen“. Diese kann man dann für den Anpassprozess in der Messbox verwenden.
Alternativ kann man sich eine vorherige RECD des Kunden anzeigen lassen und mit dieser arbeiten. Diese ist vielleicht weniger präzise als eine aktuelle RECD, jedoch genauer als eine vorhergesagte Berechnung.
Um eine vorherige RECD-Kurve zu verwenden, wählen Sie zunächst die in Frage kommende Sitzung aus und gehen per Rechtsklick im Menü auf den Punkt „In aktuelle Sitzung übertragen“ aus. Kehren Sie nun in ihre aktuelle Sitzung zurück. Die Kurve wird verwendet und man kann mit der Anpassung beginnen.
[1] Kochkin S. MarkeTrak VIII: Reducing patient visits through verification and validation. Hearing Review. 2011;18(6):10-12.
[2] Amlani AM, Pumford J, Gessling E. Improving Patient Perception of Clinical Services Through Real-ear Measurements. Hearing Review. 2016;23(12):12.
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